Du möchtest dein Kondom richtig benutzen, um sicher zu verhüten?- Wir zeigen dir, wie du die 10 häufigsten Kondom Anwendungsfehler vermeiden kannst.
Die Verhütung mit dem Kondom ist häufig immer noch ein Tabuthema. Fast alle Paare haben schon mal ein Kondom benutzt und viele Männer behaupten, dass sie Experten sind. Jedoch zeigen Studien klar, dass das Kondom häufig falsch angewendet wird und es dadurch zum Beispiel auch zu ungeplanten Schwangerschaften kommt. In Studien [1] erreicht das Kondom bei der Anwendung ohne Fehler einen Pearl Index von 2. Dies bedeutet, dass 2 von 100 Frauen, die das Kondom mit ihrem Partner fehlerfrei für ein Jahr anwenden, ungeplant schwanger werden. Berücksichtigt man jedoch Anwendungsfehler so werden in Studien etwa 18 von 100 Frauen, die das Kondom mit ihrem Partner ein Jahr zur Verhütung anwenden, ungeplant schwanger. Falls man mit dem Kondom sicher verhüten möchte, muss man es also richtig benutzen. Wir zeigen im heutigen Artikel die 10 häufigsten Anwendungsfehler von Kondomen und wie du sie vermeiden kannst.
Die 10 häufigsten Kondom Anwendungsfehler
Das wissenschaftliche Journal „Sexual Health” [2] hat im Februar 2012 eine Überblickstudie zusammengestellt, in der die häufigsten Anwendungsfehler des Kondoms durch Befragung von 15 Frauenzeitschriften ermittelt wurden. Das Ergebnis liefert die häufigsten drei Gefahrensituationen, durch die Schwangerschaften entstanden sind:
Kondom reißt
In Studien gaben 0,8 bis 40,2 Prozent der Befragten an, dass ihnen das Präservativ beim Sexualverkehr gerissen ist.
Einhorn Kondom verrutscht
In Befragungen gaben zwischen 13,1 bis 19,3 Prozent ein Verrutschen des Kondoms an.
Pariser ist undicht
Zwischen 7,6 und 12,3 Prozent der Befragten gaben in Studien an, dass sie schon Erfahrungen mit einem undichten Kondom gemacht haben.
Kondom richtig benutzen: 10 Tipps um Anwendungsfehler zu vermeiden
Für alle, die das Kondom richtig benutzen möchten, habe ich meine 10 besten Tipps zusammengestellt, die dir helfen können, typische Kondom Anwendungsfehler zu vermeiden.
1) Verwende richtige Kondomgröße
Die richtige Kondomgröße verbessert die Sicherheit und den Tragekomfort deutlich. Durch ein zu großes Kondom kann es leicht zum Abrutschen oder Verrutschen des Kondoms kommen. Bei zu kleinen Kondomen kann es wiederum leicht zum Reißen des Konsens kommen. Für die Bestimmung der richtigen Größe muss man den Penis-Durchmesser bzw. Penisumfang bestimmen. Die Penislänge hat übrigens keinen Einfluss auf die Kondomgröße. Den Durchmesser bzw. Umfang kann man mit einem Maßband, einem Lineal sowie einem CondomSizer bestimmen. Ein Kondometer oder englisch Condomsizer kann übrigens gratis bei der BZgA bestellt werden. Die optimale Größe kannst du dann anhand deiner Maße in einer Größen-Tabelle für Kondome einsehen. Die meisten Kondome haben eine Größe von 44 bis 69 mm. Die *Firma My.Size bietet Probiersets mit drei unterschiedlichen Kondomen in verschiedenen Größen an, sodass du deine optimale Größe finden kannst. Falls du noch mehr zu diesem Thema wissen möchtest, empfehlen wir dir das Interview mit dem Kondomberater auf unserem Blog zu lesen.
2) Bewahre dein Kondom richtig auf
Kondome sind am besten in einer kleiner Schachtel oder Dose aus Kunststoff oder Metall aufgehoben. Für unterwegs kannst du sie in einer separaten Tasche bzw. Schutzhülle mit dir führen. Hitze und Kälte solltest du meiden – Temperaturen unter 0°C und über 30°C können dem Kondom schaden. Ebenso sollte ein Ort vermieden werden, an dem das Kondom durch Reibung oder andere Gegenstände beschädigt werden kann. Aus diesem Grund sind Hosentaschen, Brieftaschen, Rucksäcke, im Handschuhfach vom Auto usw. kein guter Aufbewahrungsort für diese Barrieremethode. Die falsche Lagerung ist übrigens der Hauptgrund für undichte Kondome.
3) Beachte das Verfallsdatum vom Kondom
Ein Kondom, dessen Verfallsdatum überschritten ist, kann schneller reißen. Das Verfallsdatum steht meist direkt auf der Verpackung und kann vor der Anwendung leicht überprüft werden.
4) Rolle das Kondom erst nach dem Aufsetzen aus
Etwa 2 bis 25,3 Prozent der Befragten gaben an, dass Präservativ schon vor dem Aufziehen vollständig auszurollen. Dies kann die Wahrscheinlichkeit für einen Riss oder ein Leck bzw. Verrutschen des Kondoms erhöhen. Daher bitte das Kondom erst nach dem Aufsetzen auf den Penis ausrollen.
5) Drücke das Spermien-Reservoir beim Aufziehen ab
Beim Aufziehen kann sich eine Luftblase an der Spitze des Kondoms bilden. Ist die Luftblase an der Spitze zu groß, kann das Präservativ beim Verkehr platzen und die Spermien ungeplant in die Vagina gelangen. Fast die Hälfte der Befragten gaben an, dass sich bei ihnen beim Aufziehen eine Luftblase an der Spitze bildet. Um dies zu vermeiden, wird beim Aufziehen, das Spermien-Reservoir mit den Fingern zusammengedrückt und dann abgerollt.
6) Prüfe das Kondom vor dem Verkehr auf Schäden
Mehr als 70 Prozent der Befragten gaben in Umfragen an, das Kondom vor dem Verkehr nicht auf Schäden zu prüfen. Somit werden beschädigte Kondome meist zu spät erkannt und stellen somit ein sehr hohes Risiko dar. Prüfe daher das Kondom vor dem Verkehr auf Schäden.
7) Verwende geeignete Gleitmittel
Etwa 16 bis 25 Prozent der Befragten haben schon mal ein Gleitmaterial wie Öl usw. verwendet, dass Latex oder ein anderes Kondom-Material porös werden lässt. Somit kann das Kondom hier leichter reißen. Informiere dich bitte vorher, ob die Anwendung deines Gleitmaterials einen Einfluss auf das verwendete Kondommaterial hat. Am geeignetsten ist ein Gleitgel auf Wasserbasis.
8) Benutze ein Kondom nur einmal
Etwa 2 bis 3 Prozent der anwendenden Menschen berichteten, dass sie das Präservativ beim kurz darauf folgenden Verkehr nochmals verwendeten. Ein Kondom ist aber nur für einen Sexualverkehr vorgesehen und kann nicht mehrmals verwendet werden.
9) Richtig Entfernen
Nahezu 30 Prozent der KondomanwenderInnen gaben in Befragungen an, das Kondom gleich kurz nach der Ejakulation zu entfernen. Dies ist problematisch, da aus dem Glied noch Restspermien kommen können – die ebenfalls unerwünscht in die Scheide gelangen können. Ebenso machen sehr viele Paare den Fehler, das Kondom falsch abzurollen. Aus diesem Grund entferne das Kondom erst, wenn du außer Reichweite der Vagina bist. Ebenso solltest du das Kondom dann ganz in Ruhe abrollen.
10) Schlimmster Fehler: Kondom erst gar nicht verwenden
Der größte Fehler, den man allerdings machen kann, ist, nicht zu verhüten und das Kondom einfach ganz wegzulassen – obwohl beide SexualpartnerInnen keine Schwangerschaft anstreben. Auch wenn es lächerlich klingt – kann man immer wieder Erfahrungsberichte lesen [*], in denen gerade jungen Frauen und Männer das Kondom beim Sex weglassen.
[*] Sarah12388, Schwanger wegen Sex ohne Kondom ohne Höhepunkt, gutefrage.net, 29.08.2010
Ich habe mich hier bemüht die wirklich häufigsten Fehler der Kondomanwendung zusammenzutragen. Falls du noch weitere Tipps zur Kondomanwendung hast, schreib es doch einfach in die Kommentare. Ich würde mich sehr darüber freuen.
Die Kombination der NFP Methode mit dem Kondom
Viele Menschen möchten auch mal Sex ohne Kondom erleben – sehen aber keine andere hormonfreie Verhütungsmethode als Option. Muss ich ab jetzt immer ein Kondom beim Sex verwenden, um hormonfrei zu verhüten? Nein, dass musst du nicht. Eine Frau kann nur schwanger werden, wenn Spermien und Eizelle zusammen kommen. Spermien können im Körper der Frau nur etwa 3 bis 5 Tage und die Eizelle etwa 12 bis 18 Stunden befruchtungsfähig bleiben. Somit hat jede Frau nur 6 biologisch fruchtbare Tage, an denen sie im Zyklus schwanger werden kann.
Fruchtbare Tage mit der NFP Methode bestimmen
Du kannst die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Menstruationszyklus mit der NFP Methode bestimmen. Hierzu misst man in der Regel die Basaltemperatur und dokumentiert den Zervixschleim und trägt diese Tag für Tag in ein Zyklusblatt ein. Auf diesem Weg entsteht eine Temperaturkurve und ein Zervixschleimverlauf, den man nach gewissen Regeln auswerten und die fruchtbaren Tage bestimmen kann. In der Regel sind unserer Erfahrung nach etwa 30 bis 50% der Tage methodenbedingt fruchtbar. Somit ergeben sich eine Menge Tage, an denen du kein Kondom zur Verhütung verwenden musst, um zu verhüten.
An den unfruchtbaren Tagen kannst du Sex ohne Kondom haben
Die großartige Nachricht ist, dass du an den unfruchtbaren Tage mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schwanger werden kannst. Somit könnt ihr als Paar auch ungeschützen Sex ohne Kondom haben an den unfruchtbaren Tagen und lauft trotzdem nicht Gefahr, ungeplant schwanger zu werden. Als Mann kann ich deutlich sagen, dass der Sex mit Kondom auch sehr schön sein kann, aber es auch großartig ist, nicht immer ein Kondom verwenden zu müssen. Schließlich spart das Geld und sorgt auch für Abwechslung beim Sex, was gerade bei langfristigen Beziehungen hilfreich sein kann.
NFP Methode ist so sicher wie die Pille
Es ist mir noch wichtig zu erwähnen, dass sich die Sicherheit durch die Anwendung der NFP Methode erhöht. Der Pearl Index der NFP Methode liegt bei 0,4. Das heißt, dass nur eine von 250 Frauen, die die NFP Methode ein Jahr zur Verhütung anwenden, ungeplant schwanger werden. Im Vergleich dazu, liegt der Pearl Index der Pille bei ca. 0,3. Somit sind beide Methoden vergleichbar sicher. In der Studie untersuchte man auch, wie der Pearl Index bei perfekter Anwendung von Barrieremethoden wie Kondom oder Diaphragma in der fruchtbaren Zeit ist. Hier kam man in der Studie auf einen Pearl Index von 0,6. Dieser war deutlicher besser als der Pearl Index der reinen Kondomanwendung. Es ist mir noch wichtig zu erwähnen, dass alle Frauen in der erwähnten NFP Sicherheitsstudie die NFP Methode in einem Kurs mit entsprechender Literatur gelernt haben. Die Sicherheit, die NFP Methode im Selbststudium zu erlernen, ist unbekannt. Aus diesem Grund empfehlen wir allen Frauen, die Methode in einem Kurs zu erlernen.
Wie kann ich die NFP Methode erlernen?
In unserem Videokurs „Hormonfrei & Sicher Verhüten“ erklärten wir Schritt für Schritt, wie die NFP Methode funktioniert und wie man die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage sicher bestimmen kann. Hierzu gibt es auch ein Arbeitsbuch mit Übungszyklen + Lösungen. Über die Anwendung zu Barrieremethoden wie Kondom und Diaphragma haben wir auch ein umfassendes Modul in unserem Videokurs erstellt. Der Kurs wurde von Anne und mir auf der Grundlage von Offline NFP Kursen entwickelt, welche wir über zwei Jahre im Raum Berlin angeboten haben. Nun haben wir einen Online Kurs konzipiert, welchen schon viele Frauen erfolgreich zum Erlernen der Methode genutzt haben. Falls du mal eine Frage bei der Anwendung hast, so gibt es einen Gratis Email Support, wo wir dich z. B. bei schwierigen Zyklen wie z. B. nach dem Absetzen der Pille oder bei Schichtarbeit unterstützen.
Wie beliebt ist das Kondom?
Das Kondom ist die beliebteste Barrieremethode in Deutschland und hat auch eine sehr hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Nach einer Studie der BZgA aus dem Jahr 2018 geht hervor, dass etwa 46 Prozent die Barrieremethode Kondom als alleiniges Verhütungsmittel verwenden. Etwa 58 Prozent nutzen das Kondom in Kombination mit einer anderen Methode (z. B. die symptothermale Methode). Interessant ist, dass das Kondom bei Frauen als Verhütungsmethode weniger relevant ist, als bei Männern. So gaben bei einer Umfrage 45 Prozent der Männer und nur 29 Prozent der Frauen, das Kondom als für sie relevante Verhütungsmethode an. So überrascht es nicht, dass etwa 29 Prozent der Männer zwischen 25 und 29 Jahren das Kondom als alleinige Verhütungsmethode verwenden.
Wie viel kostet das Kondom?
Ein Kondom kann pro Stück etwa 16 Cent bis 3 Euro kosten. Sie ist damit im Vergleich zu anderen Barrieremethoden relativ preisgünstig. Im Internet kann diese Barrieremethode meist besonders günstig erworben werden, zum Beispiel in *Großpackungen.
Vorteile – Nachteile von Kondomen
PRO:
- ♥ gute Methodensicherheit
- ♥ schützt vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)
- ♥ relativ preiswert
- ♥ ohne Rezept fast überall erhältlich
- ♥ hohe Vielfalt an Typen und Materialien
- ♥ keine gesundheitlichen Nebenwirkungen
- ♥ kann den Orgasmus des Mannes hinauszögern
- ♥ Versagen der Verhütung ist meist offensichtlich
- ♥ kann mit der NFP Methode sehr gut und sinnvoll kombiniert werden
CONTRA:
- 💔 nur sicher bei richtiger Anwendung
- 💔 Kann das Lustempfinden die Intensität von Frau und Mann beim Sexualverkehr mindern
- 💔 Höhere Kosten und geringere Auswahl bei Latexallergie
- 💔 Einige Spermizide und Gleitgele können Irritationen der Kondomhaut verursachen
Fazit
Das Kondom ist eine wirklich tolle hormonfreie Verhütungsmethode, die zusätzlich noch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Falls die typischen Anwendungsfehler vermieden werden, so kann die hormonfreie Verhütung mit dem Kondom sehr sicher sein. Die Kombination mit der NFP Methode hat auch viele Vorteile. Sie kann gerade bei langfristigen und festen Partnerschaften helfen, die Kosten für die Kondome zu senken und Abwechslung ins Sexualleben hereinzubringen. Ebenso ist es auch mal ganz schön, ohne Kondom Sex haben zu können und dank NFP trotzdem eine hohe Verhütungssicherheit zu genießen. Wir wünschen dir viel Spaß mit den Kondomen deiner Wahl und alles Gute auf deinem Weg zur hormonfreien Verhütung.
Quellen:
[1] James Trussell: Contraceptive Efficacy. In: Robert A. Hatcher et al.: Contraceptive Technology. (19th rev. ed.), Ardent Media, New York 2007, ISBN 0-9664902-0-7, online
[2] Condom use errors and problems: a global view, Stephanie A. Sanders, William L. Yarber, Erin L. Kaufman, Richard A. Crosby, Cynthia A. Graham and Robin R. Milhausen, Sexual Health 9(1) 81 – 95, http://dx.doi.org/10.1071/SH11095
[3] Verhütungsverhalten Erwachsener 2018, BZgA, 51101 Köln, https://www.forschung.sexualaufklaerung.de/verhuetung/verhuetungsverhalten-2018