NFP oder Kupferspirale – Was ist besser? Christin verhütete hormonfrei mit der Kupferspirale bis sie zu NFP wechselte und teilt ihre Erfahrungen.
Liebe Christin, du hast mit 17 Jahren angefangen die Pille zu nehmen. Wie ist es dazu gekommen?
Mit 17 (aus heutiger Sicht war ich wohl eine Spätentwicklerin *lach*) hatte ich meinen ersten festen Freund, mit dem ich dann auch intimer werden wollte. Unter meinen Freundinnen nahmen alle die Pille, somit kam für mich auch gar nichts anderes in Frage. Mit dem Thema Verhütung hatte ich mich vorher auch nie auseinander gesetzt, weswegen ich nur Kondome und die Pille kannte. Also ging ich los und machte dann mit 17 Jahren meinen ersten Gyn-Termin. Soweit ich mich zurück erinnern kann, hat mir die Frauenärztin auch keine anderen Methoden ans Herz gelegt. Klar, sie hat mir alle Verhütungspräparate aufgezählt (NFP war nicht dabei), aber im nächsten Atemzug hat sie mir dann die Pille verschrieben.
Insgesamt hast du über 7 Jahre die Pille zur Verhütung angewendet und in dieser Zeit etwa 6 mal die Pillensorte gewechselt. Hattest du Nebenwirkungen oder wie sind die häufigen Wechsel zu erklären?
Es fing bei mir mit Migräne an. Zu Beginn wusste niemand woher die Ursache für die Attacken kamen und die Pille wurde als Grund ausgeschlossen, da die Migräne zu jeder Zeit einsetzte und nicht nur in der Pillenpause. Die Migräneattacken häuften sich. Im ersten Jahr meiner Pilleneinnahme hatte ich die Migräne ein bis zwei mal pro Tag, im zweiten Jahr schon öfter und zwei Tage lang, weswegen ich zu einem anderen Gynäkologen ging, da ich irgendwie den Verdacht weiterhin hatte, dass es doch an der Pille liegt. Dieser meinte es liegt an der Pille, sie sei viel zu hoch dosiert und es wäre ein Unding, dass die überhaupt noch verschrieben wird. Also verschrieb er mir eine andere Pille, auch wurde mir wieder keine andere Methode empfohlen. Ich begann im nächsten Zyklus also mit der Einnahme der nächsten Pille und lauerte auf die Kopfschmerzen, welche auch nach drei Monaten kamen. Also ab – wieder hin zum Frauenarzt, dort meinte man dann, dass nicht jede Pille von jeder vertragen wird und ich eventuell nochmal eine andere versuchen soll. Klar, da mir immer noch alle die Pille als das sicherste Verhütungsmittel empfehlen, versuche ich mich natürlich weiter durch… Bis ich das nächste Mal heulend bei meiner Frauenärztin sitze und ich erkläre, dass ich keine Pille mehr will und auch keine Migräne! Sie erklärte mir, es liegt vielleicht doch an dem Östrogen und ich soll mal eine Pille versuchen, welche ich durchgängig nehmen muss und wo kein Östrogen drin sei, die Minipille. Also ging der Vierte Versuch los. Nach dem ich sie vier Monate durchgängig genommen hatte, hatte ich das erste Mal Hoffnung. Es war keine Migräne in Sicht und ich war so glücklich. Nach fast einem Jahr Einnahme hatte das Glück ein Ende. Es folgte die schlimmste Migräneattacke in meinem Leben. Es war als hätte die Minipille die Migräne nur unterdrückt und nun kam sie in geballter Ladung raus. Ich hatte über eine Woche jeden Tag einen erneuten Migräneanfall. Die Pillensorten, an die ich mich noch mit Namen erinnere waren: Cerazette, Belara, Femigoa, Trigoa, Mercilon.
Dann hast du dich irgendwann entschieden, hormonfrei zu verhüten und dir die Kupferkette einsetzen zu lassen. Gab es irgendein entschiedenes Erlebnis, dass dich zur hormonfreien Verhütung brachte – warum sollte es die Kupferspirale sein?
Die Entscheidung kam durch den letzten massiven Migräneanfall. Ich hatte sowas von die Nase voll und machte mich selbst mal etwas schlau im Internet und stieß auf die Kupferkette und Kupferspirale, aber auch auf die natürliche hormonfreie Verhütungsmethode. Ich wollte etwas sicheres und unkompliziertes, weswegen die Kupferkette aus meiner Sicht etwas echt tolles war. Sie wirkt 3-5 Jahre, war preislich nicht viel teurer als die Pille und ich musste nicht täglich daran denken, sie einzunehmen. Also ging ich mit dieser Auswahl zu meiner Frauenärztin, welche mir gleich von der natürlichen Verhütung abriet, außer ich wolle Kinder. Sie riet mir auch von der Spirale ab, da ich noch keine Kinder bekommen hatte und somit empfiehl sie mir die Kette, zu der ich auch am ehesten tendierte.
Wie war das Einsetzen der Kupferspirale – hat es weh getan?
Das Einsetzen war echt kein Spaß. Es geht wirklich schnell, aber die Schmerzen waren echt enorm (habe aber im Nachhinein gelesen, dass manche Ärzte auch unter Betäubung sie setzen). Danach sackte mein Kreislauf weg und ich fühlte mich den ganzen Tag als hätte ich die Grippe. Der ganze Körper tat weh, mir war übel und ich hatte Schmerzen in dem Bereich, wo sie eingesetzt wurde. Aber am nächsten Tag war alles weg und ich dachte mir, die Schmerzen haben sich gelohnt, nun hab ich 3-5 Jahre Ruhe.
Wie zufrieden bist du mit der Kupferkette gewesen – hattest du Nebenwirkungen?
Ich war zu Beginn sehr zufrieden. Ich merkte die Kette nicht, konnte aber mit dem Finger jederzeit den Sitz kontrollieren, da das Band aus dem Muttermund schaute. Ich fühlte mich sicher, hatte keine Schmerzen und musste nicht auf irgendetwas achten. Aber dann hatte ich, nach vier Monaten etwa, eine Eileitervereiterung. Ich musste ins Krankenhaus und dort wurde mir gesagt, es käme durch die Kupferkette, da Bakterien über das Band in den Muttermund und die Eileiter gelangten. Klar, hat meine Frauenärztin mir vor dem Einsetzen die Risiken aufgezählt, aber es hieß, diese wären sehr selten. Naja, das seltene bekam natürlich ich ^^ und somit wurde mir die Kette wieder gezogen, was bei Weiten nicht so sehr weh tat wie das Einsetzen, aber immer noch schmerzhaft war.
Heute wendest du NFP zur hormonfreien Verhütung an – wie bist du zu NFP gekommen?
Ich hatte nach dem Ziehen der Kette echt keine Lust mehr auf Verhütung und da ich keinen festen Freund hatte, sah ich auch keinen Sinn, mir Gedanken deswegen zu machen. Mir ging es gut in der Zeit. Bis ich wieder einen festen Freund hatte. Klar mit Kondomen ging es, aber es war auf Dauer für uns beide nicht das Wahre. Ich meinte dann, ein letztes Mal versuche ich es noch mit der Pille. Jede, die ich kenne, verhütetet so, warum soll es bei mir nicht klappen. Aber es klappte wieder nicht und eine neue Ärztin riet mir zu dem Nuvaring. Trotz Hormone versuchte ich ihn, da er nur in der Region wirkt und nicht wie die Pille im ganzen Körper seine Hormone verteilt. Leider konnte ich ihn kein Monat tragen, es fühlte sich nur trocken und entzündet an. Enttäuscht von allen ÄrztInnen und Verhütungsmethoden, forschte ich nun selbst weiter. Wieder stieß ich auf die natürliche Verhütungsmethode und der Seite myNFP. Ich war begeistert und es klang echt einleuchtend, natürlich zu verhüten und auf den Körper zu hören und zu vertrauen.
Wie zufrieden bist du mit NFP? Was war deine größte Herausforderung mit dieser Methode bei dir? Viele Paare haben Angst vor der fruchtbaren Zeit. Wie verhütet ihr an den fruchtbaren Tagen – wie kommt dein Partner damit zurecht?
Ich mach NFP noch nicht so lange wie andere Frauen, erst seit dem Januar 2017. Aber ich bin super zufrieden. Es ist toll zu wissen, dass es funktioniert, wie der Körper funktioniert. Ich brauche keine Angst mehr vor einer Migräne zu haben. Ich lerne meinen Körper kennen, die Symptome zu deuten, es ist irgendwie auch faszinierend und wenn man einen auswertbaren Zyklus hat, ist man auch irgendwie stolz 😀 . An den fruchtbaren Tagen benutzen wir weiterhin ein Kondom oder verzichten halt auf Sex, gibt ja noch andere schöne Sachen, die man mit dem Partner anstellen kann. Ich bin aber auch froh, dass mein Mann so offen ist und mir und NFP vertraut. Bevor ich mit NFP begann, bestand ich darauf, dass er sich auch damit beschäftigt und sich etwas einliest. Natürlich besprachen wir auch das Thema, was wäre wenn… aber er weiß, wie ich unter der Pille gelitten habe, somit stand er bei der Entscheidung zu NFP hinter mir.
Die Berliner NFP Beraterin Maria Zett meint: „NFP ist mehr als Verhütungsmethode, es ist eine Lebenseinstellung”. Wie siehst du das, was hat sich durch NFP bei dir verändert?
Ich glaube, es verändert die ganze Sicht auf den Körper. Man beobachtet sich viel mehr, warum manche Stimmungen kommen (um den Eisprung bin ich reizbar), wie der Körper sich von den zugeführten Hormonen befreit (ich hatte während der Pille immer wieder mit Haarausfall zu kämpfen), wie entspannt man in der zweiten Hälfte des Zyklus ist (wenn der ES deutlich zu erkennen war). Ich habe keine Panikattacken, ob ich die Pille genommen oder vergessen habe, wann ich sie genommen habe, welche Medikamente ich nicht mit ihr kombinieren darf. Der Körper wird nicht mehr vergiftet und man überlegt, was man noch so für sich ändern kann (Momentan informiere ich mich über die Menstruationstasse).
Wie hast du NFP erlernt?
Durch die Seite „myNFP“, das *Buch „Natürlich & Sicher“, aber auch durch die lieben Mitglieder bei der Facebook-Gruppe „NFP-Verhütungs-Gruppe“, die mit Rat und Tat einem zur Seite stehen.
Welche NFP Tools (App, Thermometer) nutzt du?
Als App benutze ich die „LadyCycle App“ und zusätzlich Stift und Papier. Als Thermometer nutze ich das digitale Rapid von Domotherm, möchte aber demnächst auf ein analoges umsteigen.
Ein sehr hoher Prozenteil der Frauen, die hormonfrei verhüten möchten, nehmen dem Umweg über die Kupferspirale zu NFP. Was möchtest du Frauen, die auf dem Weg zur hormonfreien Verhütung sind, mit auf den Weg geben?
Letztendlich muss jede*r die Verhütung finden, mit der sie/er am besten klar kommt. Ich würde aber allen raten, sich über NFP zu informieren, sich mit Frauen, die seit Jahren damit sicher verhüten, auszutauschen und sich nicht von ÄrztInnen, welche von der Pharmaindustrie am Verkauf beteiligt werden, beeinflussen lassen. Mir hat die Facebook-Gruppe echt geholfen, meine Angst zu Beginn zu überwinden hinsichtlich Sicherheit, Aufwand, Erfahrungen. Ich merkte schon beim ersten Zyklus wie unkompliziert es ist: morgens für 5 Minuten die Temperatur messen, im Laufe des Tages den Zervikalschleim oder Muttermund beobachten, Werte eintragen und fertig. Man hat keine Schmerzen (Kuperkette-Spirale beim Einsetzen), keine Gefahr von Infektionen oder Entzündungen (Kupferkette-Spirale ist immer noch ein Fremdkörper), wenn man in der unfruchtbaren Zeit Sex hat, dann kann man ihn mit freiem Kopf haben (sitzt die Kette, Spirale noch richtig) und der Körper wird nicht künstlich beeinflusst. Jede Methode zur Verhütung birgt Risiken und eine 100%ige Sicherheit gibt es bei keiner, außer ständiger Abstinenz. Für mich habe ich einfach den Entschluss gefasst, die Kontrolle selbst zu übernehmen, keine Fremdkörper in mir zu haben oder den Körper zu vergiften.