„NFP war eine Offenbarung” – Interview mit Julia

Julia Julia hat in ihrem Leben hormonfrei mit Kupferspirale, Zykluscomputer und NFP verhütet. Im Interview berichtet die Bloggerin von Ihren Erfahrungen.

Liebe Julia, kannst du dich unseren LeserInnen kurz vorstellen, warum bist du online aktiv?

Mein Name ist Julia, ich bin 39 Jahre und stamme ursprünglich aus Niederbayern. Seit 2017 lebe ich als digitale Nomadin und bereise mit meiner Tochter die Welt. Meine erste größere Onlinepräsenz hatte ich auf meinem Blog trippingtribe.de. Dort erzähle ich von unseren Reisen und Alltagsthemen.

Meinen Lebensunterhalt erwirtschafte ich mittlerweile als SEO-Texterin. Hauptsächlich schreibe ich zu Familienthemen, wobei ich unter anderem mit hormonfreier Verhütung und NFP in Berührung gekommen bin. Ich fand die Thematik super spannend und enorm wichtig, weshalb ich dazu meinen eigenen Blog mycyclo.de gegründet habe.

Mein Hauptanliegen ist es, Frauen zu inspirieren. Ich wünsche mir, dass alle Menschen die Entscheidungen in ihrem Leben hinterfragen. Will ich wirklich einen 9-to-5-Job? Will ich wirklich die Pille nehmen?
Wir machen ganz oft Dinge, weil wir sie als gegeben ansehen. Dabei dürfen wir in fast allen Bereichen im Leben andere und eigene Wege gehen. Es gibt eine ganze Klaviatur an Optionen, wie unsere Zeit hier auf Erden aussehen kann. Dazu will ich Inspiration liefern.

Gerade bastle ich an meinem SEO-Texter-Training, für alle, die ortsunabhängig arbeiten wollen. Startbeginn ist im Dezember 2020.

So wie ganz viele Frauen, hast du einmal künstliche Hormone genommen, um zu verhüten. Wie alt warst du damals und wie kam es dazu?

Ich habe mir die Pille mit 14 Jahren verschreiben lassen, weil ich damals meinen ersten Freund hatte. Mir waren damals nur das Kondom und die Pille als Verhütungsmittel bekannt. Mein damaliger Frauenarzt hatte auch keine anderen Alternativen angesprochen. In meinem Umfeld nahmen die Mädchen entweder noch gar keine Verhütungsmittel oder sie griffen ebenfalls zur Pille.

Hattest du Nebenwirkungen infolge der hormonellen Verhütung? Wenn ja, welche?

Ich hatte bei der Pille Valette massive psychische Nebenwirkungen. War extrem aufbrausend und zeigte sogar selbstzerstörerische Tendenzen. Ich kann mich gut an die Zeit erinnern. Mir ging es psychisch richtig schlecht. Entweder heulte ich, schrie oder wollte nicht mehr leben.

Nur wenige Tage nachdem ich auf ein anderes Präparat umgestellt hatte, ging es mir wesentlich besser. Das war ein erster Anstoß, um mir über Medikamente und ihre Nebenwirkungen Gedanken zu machen. Ich war damals ca. 15 oder 16 Jahre alt.

Ende 20 wurde bei mir ein erhöhter Blutdruck festgestellt. Mein Hausarzt verschrieb mir Beta-Blocker. Nach Rücksprache mit meiner Frauenärztin meinte sie, dass wir vielleicht auf ein hormonfreies Verhütungsmittel umsteigen sollten. Dann könnte sich auch der Blutdruck normalisieren. Ich setzte die Beta-Blocker ohne Rücksprache mit meinem Hausarzt ab und stieg gleichzeitig von der Pille auf die Kupferspirale um. Der Blutdruck regulierte sich tatsächlich zeitnah. Ich kann mich nicht erinnern, wie lange es genau gedauert hat. Aber es ging schnell.

Etwa 50% der Frauen spüren Auswirkungen auf ihren natürlichen Zyklus nach dem Absetzen der Pille. Welche Erfahrungen hast du nach dem Absetzen gemacht?

Tatsächlich war mein Zyklus sehr unregelmäßig. Oftmals dauerte es sechs Wochen, bis wieder eine Regelblutung einsetzte. Auch die Blutungen selbst waren extrem stark im Vergleich zu vorher. Es hat sich übrigens weder mein Hautbild noch mein Gewicht negativ verändert, nachdem ich die Pille abgesetzt hatte. Davor haben ja viele Frauen Angst. Bei mir war diese Sorge völlig unbegründet.

Welche hormonfreien Verhütungsmethoden hast du schon ausprobiert und wie ging es dir dabei?

Ich habe zwei Jahre die Kupferspirale benutzt, auch mit Kondomen habe ich verhütet. In den letzten Jahren habe ich mich dann intensiver mit meinem Körper und dem weiblichen Zyklus auseinandergesetzt. Das führte zwangsläufig dazu, dass ich mich mit der Temperaturmethode, dem Zervixschleim und dem Muttermund beschäftigte. Eine Freundin von mir praktiziert schon viele Jahre natürliche Familienplanung nach Sensiplan. Sie ist eine bekannte Mama-Bloggerin und hat eine große Auswahl an Zykluscomputern zum Testen von Firmen bekommen. Diese hat sie mir bei einem Treffen gezeigt. Ich durfte mir verschiedene Produkte zum Test auswählen und mit nach Hause nehmen.

Wie es mir mit den verschiedenen hormonfreien Methoden ging? Nun ja, ein Kondom empfinde ich immer als Fremdkörper. Eine Dauerlösung ist es deshalb nicht für mich. Das Einsetzen der Kupferspirale war sehr schmerzhaft. Außerdem störte mich der Fremdkörper.

Die natürliche Familienplanung (NFP) war eine Offenbarung. Ich war mir überhaupt nicht bewusst, welches Wunderwerk der weibliche Körper ist. Aber dadurch, dass ich mich mit meinen Eisprungsymptomen auseinandersetzte und meinen Körper sehr genau beobachtete, konnte ich viel über mich lernen.

Videokurs Hormonfrei und Sicher

Auf deiner Website machst du dich sehr für die hormonfreie Verhütung mit einem Zykluscomputer stark. Welchen Zykluscomputer findest du persönlich am besten und warum?

Es gibt verschiedene Zykluscomputer, die ich empfehle. Dazu gehört unter anderem der Cyclotest MySense. Bevor sich eine Frau einen Zykluscomputer kauft, sollte sie die verschiedenen Modelle vergleichen. Alle haben Vor- und Nachteile.

Das Gerät, das ich für mich als persönlichen Favoriten herausgefunden habe, ist *Daysy. Das liegt vor allem daran, dass es bei Daysy kein bestimmtes Messzeitfenster gibt. Wir sind viel auf Reisen und in unterschiedlichen Zeitzonen unterwegs. Daysy kann ich immer problemlos verwenden. Einzige Voraussetzung ist, dass ich davor mindestens vier Stunden geschlafen haben. Außerdem finde ich das tropfenförmige Design schön. Die Anzeige der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage nach dem Ampelsystem ist easy verständlich.

Die meisten Zykluscomputer haben keine Sicherheitsstudie mit Pearl Index. Das heißt konkret, man weiß nicht, wie sicher sie wirklich sind. Was überzeugt dich trotzdem, einen Zykluscomputer zur hormonfreien Verhütung zu verwenden?

Einige Hersteller, wie zum Beispiel diejenigen von Daysy, haben Studien zur Sicherheit in Auftrag gegeben. Dabei wurde eine sehr hohe Sicherheit festgestellt. Allerdings wird die angesprochene Untersuchung des Universitätsklinikum Erfurt zu Daysy gerade aufgrund der Methodik angefochten.

Was ich den Frauen immer empfehle ist, mithilfe des Zykluscomputers mindestens zwei Eisprungsymptome auszuwerten. Je mehr Daten in das System eingetragen werden, desto zuverlässiger gelingt die Prognose.
Werden mindestens zwei Eisprungmerkmale kombiniert, dann wird nach der symptothermalen Methode verhütet, die einen Pearl Index von 0,4 – 1,8 besitzt. Das gilt nur, solange während der fruchtbaren Zeit zusätzlich verhütet wird. Zum Vergleich haben die Pille einen Pearl Index von 0,1 – 0,9 und die Minipille von 0,5 – 3. Für mich sprechen diese Daten für die Sicherheit von Zykluscomputern.

Ähnlich wie bei der NFP-Methode ist ein Verhütungscomputer ein Gerät zur Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus. Wie verhütest du an den fruchtbaren Tagen?

Je nachdem in welchem Stadium sich meine Partnerschaft befindet, nutze ich das Kondom oder Koitus Interrupts. Aktuell habe ich keine feste Beziehung, weshalb ich aus verschiedensten Gründen auf das Kondom setzen würde.

Allerdings gab es seit Längerem keinen Mann in meinem Leben, weshalb das Thema Verhütung an fruchtbaren Tagen in den Hintergrund getreten ist. Aber auch hier liegen Vorteile bei der hormonfreien Verhütung. Früher habe ich die Pille auch in Zeiten ohne Partner weiter genommen. Ich habe meinen Körper also sogar in Phasen belastet, in denen es überhaupt nicht notwendig gewesen wäre. Dank natürlicher Verhütung bin ich in jeder Lebensphase im Einklang mit mir und meinem Zyklus.

Wenn du nochmals auf dein Leben zurückschaust. Hast du jemals bereut, die Pille abgesetzt zu haben und hormonfrei zu verhüten? Würdest du es wieder so machen?

Nein, ich habe nie bereut, die Pille abgesetzt zu haben. Die hormonfreie Verhütung –insbesondere mit NFP – war eine Offenbarung für mich. Ich habe so viel über mich und meinen Körper gelernt und begreife uns Frauen jetzt als Wunderwerk der Natur.

Mein Leben wurde durch die Umstellung auf hormonfreie Verhütung in vielen Bereichen verändert. Ich fühle mich viel wohler in meiner Haut, habe tolle Frauen und Projekte kennengelernt, meinen Blog Mycyclo gegründet und mich zudem auch mit der Geschichte und Rolle der Frau auseinandergesetzt. Ich fühle mich viel verbundener mit der Natur, weil mein Zyklus wieder im Einklang ist und nicht durch Hormone gestört wird.
Was ich eher bereut habe ist, dass ich überhaupt die Pille verwendet habe. Damals wusste ich es allerdings nicht besser, weshalb ich mir keine Vorwürfe mache.

Kommen wir zur letzten Frage. Was willst du allen Frauen, die sich für hormonfreie Verhütung interessieren, unbedingt mit auf den Weg geben?

Wer sich für hormonfreie Verhütung interessiert, der sollte es einfach mal versuchen. Wichtig ist, eine Methode zu wählen, mit der sich die Frau wohlfühlt. Es gibt ja nicht nur den Zykluscomputer oder das Kondom.
Ich mochte beispielsweise das Fremdkörpergefühl der Kupferspirale nicht, aber für mich war sie dennoch ein guter Einstieg in die hormonfreie Verhütung. Ich fühlte mich sicher und habe meinen Organismus nicht belastet.

Die Frauen müssen die Entscheidung über ihr Verhütungsmittel nicht alleine treffen. Sie können sich beraten lassen. Ein guter Frauenarzt ist hierbei eine super Unterstützung. Zusätzlich gibt es zahlreiche Blogs und Foren, die hervorragende Informationen liefern.

Dem Thema hormonfreie Verhütung darf mit Leichtigkeit begegnet werden. Es können durchaus verschiedene Methoden parallel ausprobiert werden. Hier gilt es den kindlichen Forschungstrieb wieder zu erwecken und sich auf eine spannende Reise zur Entdeckung des eigenen Zyklus zu begeben.

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