Hormonfrei Verhütung bei Endometriose – Geht das? Ja, Antonia hat es geschafft und zeigt uns Möglichkeiten auf die Menstruationsschmerzen zu lindern.
Liebe Antonia kannst du dich unseren LeserInnen kurz vorstellen – warum bist du online aktiv?
Als Endometriose-Erkrankte fühlt man sich immer wieder hilflos und ausgeliefert. Mein Motto ist ganz klar: Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten! Als Physiotherapeutin habe ich durch meine Ausbildung viele Anwendungen kenngelernt, die auch in den einzelnen Phasen einer Endometriose-Erkrankung wirken können. Dieses Wissen wollte ich gerne auf meinem Blog, endomterioseblog.com, teilen.
Mit 17 Jahren bekamst du die Diagnose Endometriose. Wie wurde das bei dir diagnostiziert und was hast du in diesem Moment gefühlt oder gedacht?
Auch ich hatte eine Odyssee an Arzt besuchen hinter mir, da viele Ärzte der Überzeugung waren, dass ich zu jung für Endometriose bin. Bis dann schließlich ein Arzt aus München anhand meiner Symptome eine Laparoskopie vorgeschlagen hat. Hierbei wurde die Endometriose diagnostiziert. In dem Moment damals hatte ich keine negativen Gefühle – ich war erstmal heilfroh zu wissen, was ich habe und was nicht mit mir stimmt. Dass es eine lebenslange Diagnose ist, die mein Leben bestimmt und komplett verändert, habe ich erst realisiert, als ich zum zweiten Mal operiert werden musste.
Den meisten Frauen wird dann eigentlich sofort eine Hormontherapie empfohlen. Häufig lautet die Empfehlung der ÄrztInnen, dass die Pille zur Verhütung genommen werden soll. Warum hast du das bisher nicht gemacht und bist bei der hormonfreien Verhütung geblieben?
Leider haben bei mir mit der Einnahme der Pille, die Symptome wie starke Regelschmerzen, Übelkeit etc. erst begonnen. Zudem hatte ich oft von den künstlichen Hormonen Dauerblutungen – und da Blutungen für mich immer Schmerzen bedeuten, hatte ich also oft mehr Schmerzen als ohne Hormone. Nachdem ich viele Pillen, den Nuvaring und die Hormonspirale ausprobiert habe, habe ich mich letztendlich dagegen entschieden und ich muss sagen, ich habe noch nie einen negativen Kommentar eines Arztes hören müssen, wenn ich meine Geschichte erzählt habe. Es wurde immer akzeptiert, wenn ich meinte, dass es mir ohne Hormone besser geht.
Welche hormonfreie Verhütungsmethode wendest du jetzt aktuell an und warum?
Klassisch mit Kondom – Es ist einfach und sicher. Weil ich derzeit nicht vorhabe schwanger zu werden, war mir nur Temperatur messen zu unsicher. Jedoch habe ich mich hierzu noch nicht richtig eingelesen und bin dadurch auch auf euren Blog gestoßen – man kann die NFP Methode ja nicht nur nehmen, um schwanger zu werden, sondern auch zum verhüten. Und wenn man dann schon geübt ist, hat das später beim Kinderwunsch ja nur Vorteile.
Hast du vorher schon andere hormonfreie Verhütungsmethoden ausprobiert? Wenn ja, welche?
Ich habe die Kupferspirale ausprobiert, leider hatte ich auch hier Dauerblutungen über ein halbes Jahr hinweg.
Wie zufrieden bist du mit deiner aktuellen Verhütungsmethode?
Es wäre nicht meine erste Wahl, aber wenn es mir schlecht geht durch Hormone, kann ich mit allem Leben. Allerdings kann ich mir mittlerweile NFP auch vorstellen auszuprobieren, aber damals mit jungen 20 Jahren und in der Ausbildung kam es für mich noch nicht in Frage.
Was hat dich überzeugt, trotz Endometriose hormonfrei zu verhüten?
Einstweilen habe ich schon mehrere Frauen kennenlernen dürfen, die mir auch schilderten, dass alles erst mit der Verschreibung der Pille begann. Es ist also keine Seltenheit, dass Frauen Hormone nicht vertragen. Ich habe zeitweise die Pille PLUS die Spirale gehabt und habe dennoch unter Schmerzen, Unwohlsein, Übelkeit und Dauerblutungen gelitten – und NEIN, es hat sich auch nach 3 Jahren mit verschiedensten Präparaten nicht gegeben. Es ist sicherlich die einfachste Behandlung, aber auch mit TCM, Tees, Bewegung und Physiotherapie kann man mit Endometriose leben. Ich kann nur allen raten, euch nicht zwingen lassen etwas zu nehmen, wenn es euch nicht guttut.
Viele Frauen mit Endometriose haben Angst vor ihrem natürlichen Zyklus und vor allem vor den Regelschmerzen. Was kann man deiner Ansicht nach tun, um die Schmerzen zu lindern?
Ich hatte nie Angst, dass es mir dadurch schlechter geht. Denn ich glaube ich lebe so bewusster mit meiner Krankheit und geh achtsamer mit mir um. Gerne kann ich kurz meine persönliche „Regelschmerz-Trickkiste“ aufzeigen, wie ich es ganz gut durch die schlimmen Tage schaffe:
- Prophylaxe – Ihr wisst, wann es kommt, also plant euch hierfür wenig stressige Termine ein.
- Ich nehme Magnesium gegen die Krämpfe (oft auch als heiße 7 mit Schüsslersalzen), Kurkuma als Blutverdünnter gegen die Koagel (Klumpen) im Blut und Ingwer gegen Übelkeit.
- Immer mit dabei mein Schmerzstern, der 24h wirkt. Ich habe darüber schon mal einen Artikel auf meinem Blog geschrieben.
- Bewegung tut immer gut – Egal, ob ihr nur die Hand auf den Bauch legt und intensiv in den Schmerz atmet, Beckenbewegungsübungen macht oder einen kleinen Spaziergang. Ich weiß, es fällt schwer, sich zu motivieren, aber es hilft – ich habe zum Beispiel einen Merkzettel als Erinnerung an der Wand mit allem, was meine Schmerzen lindert – Denn man kann in akuten Schmerzsituationen oft nicht klar denken.
- Tee oder Kräuter.
- Und natürlich mein Heizkissen!
Wenn ihr andere Symptome habt, wie Schmerzen im Kreuz, in den Beinen etc. , dürft ihr mich immer anschreiben und ich bemühe mich eine Übung zu finden, die speziell euch hilft! (endometrioseblog@gmx.de)
Ich habe auch auf deinem YouTube Kanal konkrete Übungen zur Linderung der Schmerzen gesehen. Kannst du vielleicht eine Übung demonstrieren, die man leicht bei sich zu Hause durchführen kann?
Die leichteste Übung ist aus der Atemtherapie: Lege die Hände auf schmerzhafte Stellen in deinem Bauch und versuche bewusst in den Schmerz einzuatmen – und die Luft unter deine Hände zu leiten. Nach 10 tiefen Atemzüge, bitte eine Pause machen und normal atmen, dann kann es wieder weitergehen.
Zudem kann man die Atmenlenkung nach Middendorf nutzen. Hierbei könnt Ihr zusätzlich noch eine Wärmflasche auf euren Bauch legen. Drückt nun eure kleinen Finger und eure Ringfinger fest gegeneinander. Durch diesen Druck wird die Atmung tief bis ins kleine Becken gelenkt.
Kommen wir zur letzten Frage: Wenn du allen Frauen, die hormonfrei trotz Endometriose verhüten möchten, etwas mitteilen könntest, was wäre das?
Immer wenn mir Hormone angeboten wurde und ich bestimmt und direkt sagte, „Nein – Danke, das will ich nicht!“, habe ich noch nie einen blöden Kommentar verkraften müssen und ich wurde trotzdem von meinem Arzt weiterhin behandelt. Traut euch für euch einzustehen. Nur ihr selbst, wisst, was euch guttut.